Schäferhund sitzt mit Herrchen vor dem Laptop

Die (Tier-) Osteopathie erklärt

19.05.2021

Das Wort Osteopathie leitet sich aus dem Griechischen ab. Osteon steht für Knochen, pathos für das Leiden. Die Grundlagen der Osteopathie waren schon in der Antike bekannt. Im 19. Jahrhundert hat sie der amerikanische Arzt Dr. Andrew Taylor Still als eigenständige Therapie entwickelt. Heute ist die Osteopathie als eine Form manueller Medizin weltweit anerkannt.

Ursprünglich wurde die Osteopathie am Menschen und für den Menschen entwickelt. Seit Beginn der 70er Jahre werden aber auch Tiere mit dieser Methode behandelt. In Deutschland hat Beatrix Schulte Wien die Pferdeosteopathie mit der Gründung des DIPO erstmals institutionalisiert. Seit 1997 werden DIPO-Pferdeosteotherapeuten ausgebildet. Kurze Zeit später folgte die Hundeosteopathie.


Mehr über unsere Weiterbildungsgänge erfahren Sie hier:

Inhalt dieses Artikels

  • Falsche Vorstellungen von osteopathischen Behandlungen
  • Die osteopathischen Systeme
  • Die holistischen Systeme
  • Wirkung von osteopathischen Behandlungen

Zweijähriger, 14 fest terminierte Module umfassender Pferdeosteopathie-Lehrgang in Nordwest- und Süddeutschland. Kurse finden am Wochenende statt. Ausbildung Pferdeosteopathie für TeilnehmerInnen mit medizinischer Berufsbildung.

Zwölf fest terminierte Module umfassende Hundeosteopathie Ausbildung in NRW. Wie beim Fachbereich Pferd finden die Kurse am Wochenende statt. Zugelassen werden HumanphysiotherapeutInnen, TierärztInnen und HumanmedizinerInnen.

Der Körper ein Uhrwerk

Osteopathie begreift den Körper als Einheit, alle Strukturen und Funktionen sind miteinander verknüpft. Osteotherapeuten vergleichen den Körper deswegen auch mit einem Uhrwerk, in dem ein Rädchen ins andere greift. Ist eine Stelle gestört, kann das Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben. Beim Pferd kann zum Beispiel eine Blockierung des ersten Halswirbels zu Problemen in der Vorderfußwurzel führen. Ein Hund kann aufgrund von Rückenschmerzen vorgestellt werden, welche sich aber als Folge einer alten Knieverletzung durch eine Schon- und Vermeidungshaltung entwickelt hat.


Ganzheitlicher Behandlungsansatz

Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Therapieform, bei der nicht nur ein einzelnes Symptom im Vordergrund steht, sondern der Patient als Ganzes wahrgenommen wird. Eine osteopathische Untersuchung umfasst daher immer das Abtasten des gesamten Körpers mit all seinen dazugehörigen Strukturen wie Knochen, Gelenken und Muskeln. Beim Hund, der nur eine dünne Bauchdecke hat, können zudem auch die inneren Organe durch die Bauchwand hindurch untersucht werden. Die Behandlung setzt dann nicht nur an einer Stelle, sondern überall dort an, wo Fehlspannungen und Bewegungseinschränkungen vorhanden sind.

Neben den Gelenken der Gliedmaßen kommt den Gelenken der Wirbelsäule eine große Bedeutung zu: Die Wirbelsäule stellt die zentrale Körperachse dar und zwischen den einzelnen Wirbeln verlassen Nerven das Rückenmark. Kommt es in diesem Bereich zu Bewegungseinschränkungen, so wird oftmals auch die Nervenfunktion mit beeinträchtigt. Darüber hinaus führt eine Bewegungseinschränkung oder Blockade in einem Bereich des Körpers nicht selten auch zu veränderten Bewegungsabläufen in anderen Körperbereichen.

Falsche Vorstellung von osteotherapeutischen Behandlungen

Die Osteopathie ist eine manuelle Behandlungstechnik. TherapeutInnen setzen allein Ihre Hände ein. So ertasten sie Bewegungseinschränkungen.

Manipulation bedeutet in der Osteopathie die Wiederherstellung der Beweglichkeit von Gelenken mit Hilfe der Hand. Sie erfordert ein hohes Maß an Sensibilität sowie genaue Kenntnisse der Anatomie und Funktion des Körpers. Allein durch seine Hände löst der Osteotherapeut Blockaden. Dieses Lösen wird als Impuls verstanden, eine Initialzündung, die dem Körper hilft, seine Selbstheilungskräfte in Gang zu bringen.

Die Vorstellung, DIPO-PferdeosteotherapeutInnen bzw. HOP-HundeosteotherapeutInnen „renken“ etwas ein oder aus, ist falsch. Es findet keine Einrenkung oder Verschiebung eines Wirbels oder eines Gelenks statt. Es geht allein darum, festsitzende Strukturen zu lösen. Das Ziel jeder osteopathischen Behandlung ist deswegen immer ein Mobilitätsgewinn, das heißt ein Wiedererlangen der natürlichen Bewegung.

Osteopathie – Osteotherapeut

Osteopathie heißt die Therapieform, eine manuelle Technik. Das Wort leitet sich aus dem Griechischen ab (osteon, der Knochen / páthos, das Leiden). Der Begriff weist auf den Einfluss einer Erkrankung im Körper hin. Derjenige, der die Erkrankung behebt, sie also therapiert, heißt nach unserem Verständnis OsteotherapeutIn. Daher plädiert das DIPO – obwohl die Berufsbezeichnung Osteopath in der Humanmedizin vor allem in den USA etabliert ist – im Bereich der Pferdebehandlung für den Begriff PferdeosteotherapeutIn.

Die osteopathischen Systeme

Die drei osteopathischen Systeme umfassen

  1. das parietale oder muskulo-skelettale System (Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder)
  2. das viszerale System (innere Organe, deren Gefäß- und Nervenversorgung sowie deren bindegewebige Hüllen und Aufhängesysteme)
  3. das kranio-sakrale System (Schädel und Gehirn; Rückenmark, Kreuzbein, sowie Hirn- und Rückenmarkshäute).


Während seit Begründung der Osteopathie durch Dr. Andrew Taylor Still bereits das Augenmerk auf Bewegungsstörungen, also Störungen im muskuloskelettalen System, sowie auf Einschränkungen der Funktion und Beweglichkeit der inneren Organe (viszerales System) gelegt wurde, wurden die Grundlagen der kranio-sakralen Therapie erst in den 1920er Jahren entdeckt. Der Schädel bildet nicht nur die knöcherne Kapsel, in der sich das Gehirn befindet, sondern steht über das Rückenmark und die Verbindung der Hirn- und Rückenmarkshäute auch mit dem Kreuzbein in Kontakt. Fehlstellungen des Kreuzbeines können daher zu sehr weitreichenden Beeinträchtigungen des Tieres führen und auch dessen Verhalten negativ beeinflussen. Durch die kranio-sakrale Therapie werden Fehlstellungen und Spannungszustände in diesem System wieder normalisiert.


Die holistischen Systeme

Grundlage des ganzheitlichen Behandlungsprinzips sowie Grundlage der osteopathischen Systeme sind die drei holistischen oder ganzheitlichen Systeme. Diese umfassen

  1. das Gefäßsystem (Blut- und Lymphgefäße)
  2. das Fasziensystem (Bindegewebe, welches Muskeln, Nerven und Gefäße umgibt)
  3. das Nervensystem.


Allen drei Systemen ist gemein, dass sie den Körper wie ein feines Netzwerk durchziehen und so jeden beliebigen Körperteil mit allen anderen Regionen des Körpers verbinden. Auf diese Weise wird verständlich, warum ein offensichtlich erkranktes Körperteil nicht isoliert betrachtet werden kann, da er über die drei holistischen Systeme immer auch Einfluss auf den Rest des Körpers nimmt.

Zusammenhang von Struktur und Funktion

Neben dem Prinzip der Ganzheitlichkeit werden in der Osteopathie immer auch die Zusammenhänge zwischen der Struktur eines Körperteils und dessen Funktion berücksichtigt. So bestimmt auf der einen Seite die Struktur die Funktion, indem der Aufbau eines Gelenkes aus Knochen, Knorpeln, Bändern, Sehnen und Muskeln die Struktur vorgibt, welche bestimmte Bewegungen oder Funktionen des Gelenkes ermöglichen. Auf der anderen Seite nimmt jedoch auch die Funktion direkt Einfluss auf die Struktur: So führt beim wachsenden Hund erst der richtige Gebrauch der Muskeln bei angemessener Bewegung dazu, dass sich die Knochen in der vorgesehenen Art und Weise entwickeln und entsprechend der Belastung wachsen und sich verdichten.


Aktivierung der Selbstheilungskräfte

OsteotherapeutInnen setzen bei der osteopathischen Behandlung allein ihre Hände ein, um Bewegungseinschränkungen zu lösen und Fehlspannungen zu normalisieren. Sie unterstützten den Patienten dadurch, dass sie dessen körperliche Beweglichkeit verbessern, Spannungszustände mildern und Funktionen wie beispielsweise die Durchblutung normalisieren. Auf diese Weise können z.B. Gelenk- und Muskelschmerzen gelindert werden. Durch die Schmerzreduktion, aber auch durch einen ausgleichenden Einfluss auf das vegetative Nervensystem wird der Stresslevel der/s PatientIn reduziert. Da Stress sich beispielsweise negativ auf das Immunsystem auswirkt, kann eine osteopathische Behandlung so auch dazu beitragen, dass der Körper selbst wieder besser in der Lage ist, auf Einflüsse von außen zu reagieren und Erkrankungen abzuwehren. OsteotherapeutInnen unterstützten durch ihre Behandlung also die Selbstheilungskräfte der/s PatientInnen.

Buchtipp: Osteopathie für Pferde von Institutsleiterin Beatrix Schulte Wien und Dozentin Irina Keller

Dieses Fachbuch konzentriert sich nach einem kurzen Einblick in die Grundlagen der Osteopathie auf osteotherapeutische Behandlungen sowie die Anatomie des Pferdes. Einen weiteren Fokus setzen die beiden Autorinnen auf die Bedeutung von Sattel und Hufgesundheit. Anhand von über 200 Farbfotos und Zeichnungen werden anatomische und funktionale Zusammenhänge erläutert und einzelne Handgrifftechniken im Detail gezeigt. (ISBN 9783440155950)

Therapie ist Teamarbeit

Am DIPO ausgebildete PferdeosteotherapeutInnen und HundeosteotherapeutInnen arbeiten im wechselseitigen Verständnis mit allen zusammen, die sich um das Wohl des Tieres bemühen. Neben BesitzerInnen sind das vor allem TierärztInnen, AkupunkteurInnen, SattlerInnen, ReiterInnen und TrainerInnen.


Spezialisierungsmöglichkeiten

Die Osteopathie umfasst ein breites Spektrum an Behandlungstechniken und -möglichkeiten. Das ganzheitliche Gesundheitskonzept des DIPO schließt ebenfalls die Physiotherapie und die Physikalische Therapie mit in ihre Behandlung ein. Bei Pferden ist auch das Thema Sattel ein wichtiger Baustein der Behandlung. Aus diesem Grund bieten wir im Anschluss an die Weiterbildung DIPO-Pferdeosteotherapie bzw. HOP-Hundeosteotherapie diverse Fortbildungen an unseren Kursstandorten sowie Seminare an Hochschulen und Universitäten an.